Die Globalisierung hat unserer Generation den Wohlstand von heute gebracht. Das weltweit bekannte Gütesiegel „Made in Germany“ ist ein Grund, dass deutsche Produkte rund um den Globus nachgefragt werden. Mit der durch die Coronakrise bedingten Verknappung von Waren und Lieferverzögerungen oder gar Lieferausfällen wächst allerdings die Kritik an Global Sourcing. Wir spüren, wie uns die Globalisierung offenbar auch verwundbarer werden lässt.
„Made in Germany“ war, ist und bleibt ein Erfolgsmodell, dessen ist sich Rainer Koppitz, CEO des Elektronikdienstleisters KATEK sicher (PRIMEPULSE MAGAZINE berichtete). Die KATEK SE hat in großem Stil in deutsche Elektronik Dienstleister (EMS/ODM) investiert und treibt die Expansion weiter voran. Neben Produktionsstätten in Deutschland nutzt die Gruppe gezielt die Vorteile osteuropäischer Fertigungsstandorte und zählt zu den Top-10 Elektronikdienstleistern in Europa.
Insbesondere die EMS-Branche hat in Deutschland nach Ansicht von Rainer Koppitz eine große Chance. Ein Treiber ist das Thema Internet of Things (IoT). Wir reden über vernetzte Maschinen, Roboter, landwirtschaftliche Geräte, Drohnen, Stromzähler und Autos gleichermaßen wie auch von unendlich vielen Gerätekategorien, die früher rein mechanisch waren und heute mit intelligenter und vernetzter Elektronik zu IoT Devices geworden sind. Egal ob es Küchenherde oder E-Bikes sind.
Alle diese Geräte zeichnet aus, dass sie ohne internetfähige Elektronik keine „smarten“ Geräte wären. Sie werden häufig von deutschen oder europäischen, meist mittelständischen Firmen hergestellt und ihre wichtigen Elektronikbaugruppen sind sowohl in der Entwicklung als auch der Herstellung hochkomplex. Es existiert zudem eine hohe Variantenvielfalt, in der die Mehrzahl kleine Stückzahlen aufweist. Diese Geräte sind daher prädestiniert für die deutsche Elektronikindustrie, die nah beim Kunden sitzt, bereits bei der Entwicklung helfen kann, geringe Logistikkosten und höchste Flexibilität aufweist, Ingenieurwissen mitbringt und Vertrauen in die Waagschale werfen kann.
Überdies zählen Qualität und Zuverlässigkeit, besonders im Bereich Medizintechnik und in dieser außergewöhnlich schwierigen Zeit, in der Blutanalysen und Beatmungsgeräte täglich Menschenleben retten können.
„Wo immer wir die Wahl haben, hat die Produktion von Medizintechnik zum Beispiel an den KATEK Standorten in Frickenhausen, Mauerstetten und Memmingen absolute Priorität. Wir können stolz darauf sein, in der aktuellen Notfallsituation einen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten zu können, indem wir die für die Herstellung von medizinischen Geräten notwendige Elektronik schnell und zuverlässig bereitstellen.“ (KATEK CEO Rainer Koppitz)
Technik und Technologie „Made in Germany“ übernehmen die wichtige Aufgabe, unser aller Leben am Laufen zu halten. Es gibt zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die Solidarität und Verantwortung zeigen, wie KATEK oder STEMMER IMAGING.
Die STEMMER IMAGING Gruppe mit Hauptsitz in Puchheim bei München ist einer der führenden europäischen Anbieter von Bildverarbeitungstechnologie und Bildverarbeitungslösungen im industriellen und nicht-industriellen Sektor. Vor einem Jahr hat die STEMMER IMAGING AG die spanische Infaimon übernommen und damit ihr Software- und Technologieportfolio in den Bereichen Industrie 4.0 und Robotik strategisch erweitert.
Insbesondere Kunden aus der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie setzen derzeit verstärkt 3D-Bildverarbeitung von STEMMER IMAGING ein, um eine zuverlässige Versorgung der Supermärkte zu gewährleisten. Infaimon unterstützt mit 3D-Druckern bei der Herstellung von Gesichtsmasken, die an spanische Krankenhäuser verteilt werden.
Lesen Sie dazu den Artikel auf Imaging & Machine Vision Europe.
Während die Globalisierung der Produktion hinterfragt wird, schreitet die Globalisierung der Daten voran. Wir dürfen wegen der Coronakrise nicht vergessen, dass wir noch andere Herausforderungen vor der Brust haben. Wir stehen vor einem digitalen Tsunami, der in nahezu allen Bereichen vieles durcheinander wirbelt.
Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen beispielsweise treiben den Prozess des digitalen Wandels rasant voran und schlagen ein völlig neues Kapitel in der gesellschaftlichen Evolution auf. Erstmals in der Geschichte der Menschheit ändert sich die Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Selbstlernende Systeme sind immer weniger Werkzeug im herkömmlichen Sinne, sondern entwickeln eigenständige Entscheidungen, unabhängig von der Interaktion mit Menschen.
Unternehmen, die KI konstruktiv nutzen wollen, müssen deshalb auch die Frage im Blick haben, wie wir künftig Arbeit und Zusammenleben mit intelligenten Maschinen organisieren werden, und wie können wir KI als Zukunftstechnologie produktiv dafür nutzen. Hier kann eine digitale Ethik, die auf Vertrauen, Sicherheit und Verlässlichkeit setzt, auf Datenschutz, Nachhaltigkeit und unserer eigenen Werteorientierung, zum echten Wettbewerbsvorteil werden. Im globalen Kontext eröffnet dieser ethische Zuschnitt große Chancen für den KI-Standort Europa gegenüber den Strategien der KI-Giganten USA und China.
Natürlich dürfen wir die Globalisierung hinterfragen, auch nicht nur in der aktuellen Coronakrise. Eine Erkenntnis ist sicher, dass wir mehr Zusammenhalt und Zusammenarbeit in Europa brauchen mit dem Ziel, sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene unabhängig und weitgehend selbstversorgungsfähig zu sein. Die zweite Erkenntnis ist aber auch, dass wir mehr Globalisierung im Sinne von technologischem und wissenschaftlichem Austausch brauchen, um die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern – das voranzutreiben ist die Rolle Europas.
Fazit
„Made in Germany“ kann ein Erfolgsmodell bleiben, wenn wir den Blick auf Europa ausweiten. In Bereichen wie der Elektroindustrie oder Energiewirtschaft, neben vielen weiteren, erzielen Deutschland und Europa schon heute gute Ergebnisse. Großes Potenzial bieten zudem die Forschungsgebiete wie Medizin, Quantentechnologie oder synthetische Biologie. Um diese beherzt zu nutzen brauchen wir „Handlungshelden“ und wahre Leader, die jetzt anpacken und eine technologische Agenda aufstellen. Wir brauchen eine europäische Weitsicht, um eine Chance für Europa zu entwickeln und „Made in Europe“ für die Zukunft stark zu machen.
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